Matthias Schopp Montag, 13. November 2023 von Matthias Schopp

Tief verschneite Natur und glitzerndes Weiß - Wintermagie, die verzaubert.

Einen ganzen Tag Wintergenuß im Hochschwarzwald

Schneeschuhwandern im Schwarzwald – damit verbinde ich Erholung pur in kristallklarer Luft, auf Gipfeln mit herrlich weiten Fernblicken und in tief verschneiten Wäldern. Egal, ob man in den Tälern schlendert, als Genießer über aussichtsreiche Höhen bummelt oder ambitioniert auf langen Touren zu höheren Zielen unterwegs ist – das Wandern in erfrischend kühler Winterluft, das Stapfen in knietiefem Pulverschnee oder das Einkehren in eine beheizte Stube sind bestens geeignet, um vom Alltag abzuschalten und neue Kraft zu tanken.

Jetzt, wo der Advent vor der Tür steht, wächst die Vorfreude auf den ersten Schnee gewaltig und weckt schöne Erinnerungen ...


"Minus 12 Grad und windstill"

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang

Als der Wecker klingelt ist es noch stockdunkel. Im Winter soweit nichts Ungewöhnliches, aber heute ist es schon ein wenig arg früh. 4:30 Uhr zeigt das piepsende Gerät, als ich mich widerwillig aus dem mollig warmen Bett schäle. Draußen ist es bitterkalt, minus 12 Grad Celsius, aber immerhin scheint es windstill zu sein. Auf die Fichtenzweige hat sich über Nacht eine hauchdünne Neuschneeschicht gesetzt, die nun malerisch im Schein der Straßenlampen glitzert. Beste Bedingungen also für die anstehende Tour. Und die wird etwas ganz Besonderes: Auf meine Gäste und mich wartet der erste Hochschwarzwälder Winter-Halbmarathon auf Schneeschuhen. Seit einigen Jahren führen wir nun bereits Marathonwanderungen durch. Für die kalte Jahreszeit sind Distanzen von über 40 Kilometern selbstredend utopisch, daher haben wir uns heute die halbe Strecke vorgenommen. Dies bedeutet im Winter aber immer noch eine sinnvolle Ganztagsbeschäftigung. Und genau darin liegt der besondere Reiz unserer Unternehmung, denn wir wollen den Schwarzwald einen kompletten Tag lang erleben, von Sonnenaufgang bis -untergang.

"Alle sind fit. Es kann losgehen."

Zusätzliche Schicht Kleidung im Rucksack

Während die Kaffeemaschine vertraut vor sich hin brodelt, checke ich noch einmal die Wettervorhersage für den Tag. Es soll stabil bleiben. Dennoch packe noch eine Zusatzschicht Kleidung ein, schließlich weiß man nie, wie sich das launische Feldberg-Wetter über den Tag entwickelt. Kurz nach 6 Uhr mache ich mich auf den Weg zum Kurhaus in Hinterzarten. Dort warten bereits einige Teilnehmer aus der Gruppe, deren Guide ich heute bin. Aus Thermoskannen wird dampfender Tee ausgeschenkt, die Stimmung ist trotz der anstehenden Herausforderung fröhlich und locker. Beim Check-in informiere ich die Gruppe über die geplante Route: Über den Windeckkopf steuern wir den Feldberg an, wandern am Feldsee vorbei zur Einkehr im Raimartihof und kehren schließlich über den Mathisleweiher nach Hinterzarten zurück. 22,4 Kilometer sind es genau, wobei wir etwa 800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg überwinden. Alle sind fit, es kann losgehen.

"Herrliche Sicht über die Schwarzwaldhöhen"

Schneeschuhwandern nur auf ausgewiesenen Routen - den Wildtieren zu Liebe!

Bereits wenige Meter hinter dem Kurhaus können wir die Schneeschuhe anlegen. Das einfache Bindungssystem unserer Sportgeräte lässt sich beinahe unter jedem guten Bergschuh befestigen, sodass keine erheblichen Anschaffungskosten wie etwa beim Skifahren anstehen, eine großartige Alternative zum Pistensport. Der mit einem magentafarbenen Schneeschuhsymbol markierte Windecktrail, eine vom Naturpark Südschwarzwald ausgewiesene und auch für Anfänger geeignete Schneeschuhroute, leitet uns rasch aus Hinterzarten hinaus. Und sogleich geht es stetig bergauf. Mit dem gewohnten Zischen krallen sich die Metallschienen der Schneeschuhe in den gefrorenen Harschdeckel. Mittlerweile ist es hell geworden und die ersten Sonnenstrahlen erwärmen die hohen Schwarzwaldgipfel. Auch unsere Körper laufen nun auf Betriebstemperatur. Vom 1200 Meter hohen Windeck genießen wir eine erste herrliche Sicht über unseren Startort, hinüber nach Breitnau und zur Weißtannenhöhe.

Der nächste Abschnitt führt uns durch dicht verschneite Fichtenwälder. Wir achten gut auf die Route, die im Winter und ohne Spuren nicht immer leicht zu finden ist. 'Wo man denn überall Schneeschuhwandern dürfe', möchte ein Gruppenmitglied wissen. Diese Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten, denn es gibt allein im Schwarzwald eine Fülle an Regeln und Ausnahmen. Am besten informiert man sich über die einschlägige Literatur, den Schneeschuhführer sowie die Winterkarte vom Naturschutzzentrum auf dem Feldberg. Einfach drauf los zu marschieren, sollte man jedoch tunlichst unterlassen. Gerade im Winter verbrauchen Wildtiere, wie das besonders schützenswerte Auerhuhn, erheblich mehr Energie, wenn sie durch Wanderer aufgeschreckt werden. Sie folgen dann ihrem Fluchtreflex und können aufgrund des kargen Nahrungsangebots ihre Fettreserven nicht mehr auffüllen.

"Bilderbuchkulisse mit Blick bis zum Mont Blanc"

Über den Baldenweger Buck zum Feldberg Hauptgipfel

An der Lichtung beim Häuslebauer erwartet uns eine schöne Überraschung. Der Besitzer verköstigt uns mit selbst gemachtem Punsch. Alternativ stehen Getränke im Selbstbedienungskühlschrank bereit. Auf den Bänken genießen wir die Paradesicht zum Baldenweger Buck, einem Nebengipfel des Feldbergs, unser übernächstes Zwischenziel. Am Wanderparkplatz Rinken bekommen wir zuvor noch reichlich Verpflegung serviert. Frische Brezeln, Hefezopf, Kaffee, Tee und Obst machen uns fit für den Aufstieg zum höchsten Schwarzwälder Gipfel. Bei der Baldenweger Hütte schweift der Blick zur Schwäbischen Alb und in Richtung Hegau. Wir steuern nun in die Mulde unter dem Baldenweger Buck, Tännlefriedhof genannt. Hier drängen sich vom Wind verformte Nadelbäume, die im Winter eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch abgeben. Aber Vorsicht: Oberhalb hat sich vor zwei Wochen eine Lawine gelöst, die Spuren sind noch deutlich sichtbar. Insgesamt ist das Lawinenrisiko im Schwarzwald nicht mit jenem in den Alpen zu vergleichen. Dennoch, ausschließen lässt sich das Risiko natürlich auch hier nicht. Viel gefährlicher ist jedoch der oft vorhandene Nebel auf dem weitläufigen Gipfelplateau des Feldbergs. Bei Sturm und Schneefall kommt es hier nicht selten zum berüchtigten Whiteout. Dann verschwimmen optisch Himmel und Erde, die Orientierung wird äußerst anspruchsvoll, selbst wenn man heute auf jedem Smartphone eine GPS-App findet. Insofern kann es vor allem für Schneeschuhneulinge nicht schaden, die ersten Gehversuche gemeinsam mit einem Guide zu unternehmen.

Für uns sind die Befürchtungen hinsichtlich schlechten Wetters heute überflüssig. Wir haben Bestbedingungen und eine Fernsicht, die ihresgleichen sucht. Im Süden schwingt sich die Alpenkette mit ihren berühmten Hochgipfeln und Gletschern auf. Markant präsentieren sich die Konturen von Eiger, Mönch und Jungfrau. Säntis und Tödi sind genauso gut zu erkennen wie Titlis und Clariden. Und selbst der „Monarch“ gibt sich die Ehre: der Montblanc ist ganz am Horizont auszumachen. 230 km Luftlinie, uns ist ein Traumtag auf dem höchsten Berg aller deutschen Mittelgebirge vergönnt.

"Mittlerweile knurrt der Magen."

Einkehrschwung im traditionellen Schwarzwaldhof der Familie Andris

Vom Gipfel steuern wir nach einer ausgiebigen Pause den Feldbergturm an und steigen vorsichtig am Rand der Skipiste talwärts. Von der Talstation der Gondelbahn geht es anschließend steil zum Feldsee hinab. Vor Kälte starrend, liegt der kreisrunde Karsee zu Füßen des Seebuck, ein landschaftliches Kleinod, gerade im Winter. Majestätisch thronen die Felswände über unseren Köpfen. Wir saugen die kalte, klare Luft ein und erleben den puren Genuss. Dennoch: Mittlerweile knurrt uns der Magen, immerhin sind wir bereits seit einigen Stunden unterwegs. Gut, dass der Raimartihof nur wenige Gehminuten vom Feldsee entfernt liegt. In der Gaststube herrscht ordentlich Betrieb. Kein Wunder, ist der traditionsreiche Gasthof doch das Ziel zahlreicher Winterfans, egal ob in Wanderstiefeln, auf Schneeschuhen oder Langlaufski. Die Wirtsfamilie hat jedoch alles schon bestens für uns organisiert und wir gönnen uns ein feines Essen und ein, zwei Gläser eines stärkenden Getränks.

"Ein tolles Team, ein wunderbarer Wintertag im Hochschwarzwald."

Über den Mathisleweiher zurück nach Hinterzarten

Nun sind wir bereit für den Heimweg, der uns über einen weiteren romantischen Waldabschnitt zur Zipfelsäge leitet. Ein letzter Anstieg ist noch zu bewältigen, dann saugen wir die Ruhe auf den Rastbänken am Ufer des Mathisleweihers in uns auf. Im Schein der untergehenden Sonne verzaubert uns das Farbenspiel, der uns umgebenden Landschaft. Einige stolze Bauernhöfe säumen die finale Etappe nach Hinterzarten. Es ist Zeit den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Was haben wir nicht alles erlebt? So viele Eindrücke, so spannende Gespräche. Im Ort leuchten bereits die Straßenlaternen. Als wir vor dem Kurhaus ankommen, ist es wieder dunkel. Zeit für eine Dusche und das mollig warme Bett. Dies heute Morgen zu verlassen hat sich mehr als gelohnt.


WINTERPROGRAMM "Schneegenuß", "Mit Hütteneinkehr" oder "Das Ganztages-Erlebnis für den Outdoorler" - Sie haben die Wahl

Ich bin voller Vorfreude auf den nahenden Winter. Haben auch Sie Lust Schneezauber und Winteridylle im Hochschwarzwald zu erleben, dann stöbern Sie durch unser Winterprogramm. Es gibt Ihnen jede Menge Ideen.

Wir sehen uns draussen.

Ihr Matthias Schopp

Matthias Schopp ist SCHNEESCHUH Akademie Guide und Wanderbuch Autor

Matthias Schopp ist erfolgreicher Autor zahlreichen Wanderführer und hat unter anderem das Buch Schneeschuhführer Schwarzwald geschrieben, erhältlich im Rother Verlag. Dort finden Sie 50 tolle Wanderstrecken zwischen BadenBaden und Waldshut

Jede Tour ist er persönlich gelaufen und hat sie in den Beschreibungen mit zahlreichen nützlichen Infos und Insider Tipps gespickt.
Besuchen Sie ihn auch gerne auf seiner Homepage .


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