Matthias Schopp Montag, 10. Juli 2023 von Matthias Schopp

Wanderung über das "Dach" des Schwarzwalds

Feldberg, Herzogenhorn und Belchen übertreffen im Schwarzwald die Marke 1.400 Meter, dazwischen befinden sich tiefe Täler.

Die drei Höchsten auf einer Rundstrecke miteinander zu verbinden, bedeutet: Es müssen 72 Streckenkilometer und 3.400 Höhenmeter zurückgelegt werden. Wer diese Ultrastrecke in Angriff nehmen möchte, dem empfiehlt Matthias Schopp das Frühjahr oder den Herbst, mit oft atemberaubender Fernsicht und farbenprächtigem Laub.

Es gilt zu beachten: Ohne eine gehörige Portion Fitness ist diese lange Tour am Stück kaum zu bewältigen. Selbst mit guter sportlicher Kondition ist das Unternehmen kein "Pappenstiel".

Wie Matthias sich motiviert und woraus er Energie zieht, erzählt er hier in seinem Erlebnisbericht.

Warum tue ich mir das eigentlich schon wieder an?

Schließlich habe ich morgen frei. Es ist Wochenende, und wie die meisten meiner Nachbarn könnte auch ich noch im mollig warmen Bett liegen. Stattdessen umgibt mich die nächtliche Kühle. Um mich herum stockdunkler Wald. Seit zwei Stunden steige ich kontinuierlich aufwärts. Anstrengend nach den letzten Arbeitstagen. Umso schwerer ist es mir gefallen aufzustehen, als um 3 Uhr der Wecker klingelte. Vielleicht hätte ich einfach liegen bleiben sollen? Dem Wecker eins auswischen und einfach weiterschlafen? Hundegebell durchbricht meine Tagträume, ich schrecke aus meinen Gedanken."

Warum eigentlich nicht."

5.32 Uhr. Wird es da nicht langsam hell? Tatsächlich, im Osten über der Schwäbischen Alb kündigt ein Silberstreifen allmählich den neuen Tag an. Ganz zart, und doch unverkennbar. Mich fröstelt. Noch liegt der Feldberggipfel ein gutes Stück oberhalb. Und er ist erst die Nummer Eins von drei Bergen, die ich heute besteigen möchte. Feldberg, Herzogenhorn und Belchen übertreffen im Schwarzwald die Marke von 1400 Metern. Sie sind die Könige des Schwarzwalds, das „Dach“ von Deutschlands höchstem Mittelgebirge. Wäre es nicht möglich, sie alle drei an einem Tag zu erklimmen? Ja, warum eigentlich nicht. Aber das bedeutet einen langen Wandertag, mit einem sehr frühen Aufbruch. Deshalb bin ich nun hier und steige kurz vor 6 Uhr über den Baldenweger Buck aufs Gipfelplateau des Feldbergs. Die Schläfrigkeit ist mittlerweile verflogen. Über dem Zastler Kar, wo im Winter die tückische Feldberg-Wechte lauert, wandere ich vollends hinüber zum höchsten Punkt.

Sonnenaufgang am Feldberg Plateau

Wie bestellt geht kurz vor dem Erreichen der Feldberg Hochfläche die Sonne auf und taucht die spärlichen Bäume in ein zauberhaftes Licht. Die Wiesen sind an diesem Herbstmorgen noch mit Rauhreif überzogen. Nicht mehr lange, dann wird er von der warmen Herbstsonne getaut.

Auch mich taut die Wärme auf, vor allem mental. Kostet mich das frühe Aufstehen jedes Mal neue Überwindung so sind es doch diese Momente, für die es sich lohnt. Sie motivieren, geben Energie und maximale Power für die noch immer lange Strecke bis ins Ziel. Herzogenhorn und Belchen werden ebenfalls schon von der Sonne beschienen. Vor allem der Belchen wirkt noch unendlich weit entfernt. Zwischen ihm und dem Feldberg liegt das tief eingeschnittene Wiesental. Viele Höhenmeter warten auf mich, ehe ich vom dritthöchsten Schwarzwaldgipfel hoffentlich den Sonnenuntergang bewundern kann. Aber bis dahin gilt es noch etliche Stunden und Kilometer zu wandern. Mit dem Erlebnis dieses grandiosen Sonnenaufgangs wird es mir leichter fallen. Darum geht es doch letztlich, um das Erleben besonderer Momente in der Natur. Deshalb lohnt es sich, auch am Wochenende so früh aufzustehen.

Ich sehe es wie Anderl Heckmaiers

Das wusste schon Anderl Heckmaier, Bergpionier und Erstdurchsteiger der Eigernordwand. Sein Wahlspruch lautete: "Es kommt nicht auf die Leistung an. Was zählt, ist das Erlebnis." Recht hat er. Was zählt es schon, den Gipfel in Rekordzeit zu „machen“? Wofür? Für wen? Es ist doch schließlich mein Erlebnis. Und das kann ich nun in Ruhe genießen. Über den Westweg wandere ich zum Feldbergpass hinab und im Gegenanstieg auf das Herzogenhorn. Es ist ein wundervoller Herbsttag, und neben dem Gipfelkreuz lädt eine Panoramaliege dazu ein, den Blick über das Schweizer Mittelland zur Alpenkette ausgiebig zu genießen.

Sonnenaufgang am Belchen

So wird dieser Tag zu einem Geschenk. Ohnehin ist der Herbst die beste Zeit für Wanderungen im Schwarzwald. Nicht nur wegen der oft klaren Sichtverhältnisse. Insgesamt geht es deutlich ruhiger zu, und die bunten Blätter färben den Wald zu einem hübschen Mosaik. Gisiboden – Hasenhorn – Wiesental heißen die nächsten Stationen auf meinem Weg, dann am Fluss entlang nach Schönau. Eindrucksvoll präsentieren sich die Weidbuchen in der Belchen-Südflanke. Die Sonne steht bereits tief, als ich den letzten Anstieg des Tages beginne. Den Gipfel erreiche ich aber noch überpünktlich, und ich kann mich abermals dem Farbenspiel der tief stehenden Sonne hingeben. Erst spät am Abend komme ich zu Hause an und blicke auf einen außergewöhnlichen Bergtag zurück.

Als am Montag früh der Wecker klingelt, fällt es mir gar nicht schwer, aufzustehen. Trotz körperlicher Anstrengung gibt mir eine solche Tour mental viel mehr zurück.


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Wir starten frühmorgens an einem Parkplatz, steigen gemütlich bergan und erreichen den Gipfel noch vor dem Sonnenaufgang. Nachdem wir das Naturschauspiel ausgiebig genossen haben, geht es zu einer urigen Hütte. Dort gibt es ein feines Frühstück.

Die Guides der SCHNEESCHUH Akademie freuen sich auf Sie!

Ihr Matthias Schopp


Matthias Schopp ist SCHNEESCHUH Akademie Guide und Wanderbuchautor

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