Inspiration für 2025 und eine Geschichte dazu

Matthias Schopp Montag, 6. Januar 2025 von Matthias Schopp

Der höchste Berg Deutschlands - ein Ziel, für das es sich zu trainieren lohnt.

Eine herausfordernde Unternehmung, die mich motiviert und fokussiert hat.

Nun gehe ich schon so lange in die Berge und war doch noch nie auf dem höchsten Gipfel meines Heimatlandes. In Slowenien wäre das vermutlich eine Schmach, gehört es dort doch anscheinend zum gutem Ton, einmal im Leben den Triglav zu besteigen. In diesem Bergsommer hab ich's aber endlich mal auf die Zugspitze (und den Triglav) geschafft - beide Touren waren großartige Erlebnisse bei insgesamt sehr guten Rahmenbedingungen!

Ein Wort vorweg

Auch wenn Social Media uns glauben machen will, die Zugspitze via Höllental sei ein Jedermannsausflug, bleibt es in Summe eine fordernde, alpine Bergtour, die solide Erfahrung in Eis und Fels voraussetzt - auch wenn die Bilder auf Instagram noch so verlockend einfach ausschauen.

Deshalb mein eindringlicher TIPP: Bereite Dich mental und körperliche gut vor, egal bei welchem Wetter! Erst das versetzt Dich in die Lage, solch eine Unternehmung in sicherem Rahmen durchführen und es dabei auch genießen zu können. Weitere Infos dazu am Ende meines Erlebnisberichtes.

Genug geschwätzt, auf zur Tour ...

Und die beginnt am Parkplatz an der Olympiaschanze in Partenkirchen. Als ich um 16 Uhr dort ankomme ist der Bereich für Wohnmobile bereits gerammelt voll. Ärgerlich, denn ich wollte im Vorfeld noch etwas schlafen. Anscheinend werden Camper aber auch im Autobereich geduldet, zumindest, wenn man nicht offensichtlich campt. Dank des allgegenwärtigen Trubels aus ankommenden und abfahrenden Autos sowie dem steten Zugverkehr, wird aus dem geplanten Schlaf nichts. Genervt gebe ich um 21 Uhr auf, ziehe die Wandersachen an, telefoniere noch etwas und packe meinen Rucksack. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahre ich mit dem Rad durch die nun ruhige Nacht zum Start im Hammersbach, wo ich kurz vor 0 Uhr ankomme. Hier und da brennt noch Licht, aber auf der Straße ist niemand mehr unterwegs. Der letzte Regen hat sich verzogen, es ist angenehm kühl. Ich schließe mein Rad an, bitte an der Kapelle Mariä Himmelfahrt um Beistand und breche Schlag Mitternacht auf.

Erstes Ziel ist die Höllentalangererhütte

Die Höllentalangerhütte ist mit 2,5 Stunden Gehzeit veranschlagt. Gemütlich wandere ich auf dem breiten Schotterweg bergan und gelange rasch zum Eingang in die Höllentalklamm. Der Wegzoll beträgt 7 €, für DAV-Mitglieder 3,50 € und soll "ganztägig" entrichtet werden. Eine Kasse findet sich jedoch nicht. Von der schönen Klamm bekomme ich im Dunkeln natürlich nur wenig mit. Zumindest optisch. Akustisch vermittelt mir der Hammersbach, dass ich mich gerade in einer steilen Hochgebirgsschlucht befinde. Indem sich in regelmäßigen Abständen der ein oder andere Wasserstrahl über mich ergießt, möchte mich die Klamm offensichtlich daran erinnern, dass der Eintritt noch nicht bezahlt wurde. Der Regen des Vortags sorgt für ein Erlebnis für (fast) alle Sinne. Als ich nach knapp 2 Stunden auf der Höllentalangerhütte ankomme, bin ich jedenfalls klatschnass. Die Hütte ist geöffnet, es ist totenstill. Um niemanden aufzuwecken mache ich nur eine kurze Pause auf der Terrasse. Dazu wische ich eine Bank trocken, esse und trinke eine Kleinigkeit und ziehe eine Jacke über.

Mittlerweile haben sich die Wolken verzogen und eine sternenklare Nacht umgibt mich. Über mir sind die steilen Felsgipfel erkennbar, eine wunderbare Stimmung, für die sich die Mühe lohnt. Die weitere Route in Richtung Zugspitze ist klar vorgegeben, wobei der Wanderweg zwischendurch von einem breiten Schuttkegel überspült wurde. Am Talschluss wird das Gelände bald stotziger, erste Schrofen müssen überklettert werden. Da ich die Route nicht kenne und die Markierungen nicht gerade im Überfluss vorhanden sind, geht doch immer wieder Zeit zum Schauen und Suchen drauf. Bald tauchen die ersten Seile auf und ich nähere mich dem Brett. Noch ist alles in recht feuchtem Zustand, sodass ich nicht einfach quer am Hang rüberlaufen kann. Stattdessen quere ich, das Gesicht zur Wand, mutmaßlich wenig elegant von Stift zu Stift. Nicht nur hier befinden sich schlaffe Seilstücke, die unfreiwillig zusätzliches Adrenalin in den Körper pumpen.

Man muß geübt sein, im weglosen Gelände den richtigen Pfad zu erkennen.

Über dem Brett leiten Schrofen auf den Grünen Buckel. Auch hier ist immer wieder etwas Routenspürsinn gefragt. Danach folgt man offensichtlichen Wegspuren, teils in Serpentinen bergan. Die Spuren verzweigen sich, je näher man dem Restgletscher kommt. Inzwischen beginnt es zu dämmern. Ich nutze die oberste Spur und kann so durch ein recht steiles Schuttfeld zum Höllentalferner hinüberqueren. Der unterste Teil ist schuttbedeckt, an wenigen Stellen blitzt das Eis aber durch. Am Platz zum Anlegen der Steigeisen nehme ich die Grödeln aus dem Rucksack und verpacke die Stirnlampe. Im Nachhinein hätte ich mir meine Zwölfzacker gewünscht, denn die Grödeln waren eher am unteren Rand dessen, was man unbedingt dabeihaben muss. Zwar ist der Gletscher nicht sonderlich steil (knapp über 30°) aber im Mittelteil bereits aper. Auf dem blanken Eis ist das Gehen mit Grödeln heikel, zumal man im Fall eines Ausgleitens eine ganz ordentliche Rutschpartie hinlegt. Schließlich gelange ich wieder auf Firn und zur Randkluft. Und da bleibt mir der Mund erstmal offenstehen. Zwischen mir und der Felswand gähnt ein 2 Meter breiter Spalt. Euer Ernst? Soll ich jetzt da rüber springen oder was? Natürlich nicht. Laut Routeninfos der Höllentalangerhütte befindet sich an der Randkluft aktuell ein Podest, in diesem Fall einige Meter links von jenem Punkt, wo ich die Kluft erreichte. Ein kurzer Balanceakt auf der Oberlippe des Eises und ich stehe auf besagtem Plateau. Hier kann man gut verweilen und die Steigeisen ausziehen.

Gipfel erreicht ... und schon sehe ich neue Ziele in der Ferne.

Durch ein Loch in der Eislippe steige ich einige Meter ab und erreiche die oberste (ganz links) Klammernreihe. Die verlorenen Meter muss man natürlich wieder hinauf, und zwar unten überhängend. Mit Kraftaufwand und Einsatz der Selbstsicherungsschlinge arbeite ich mich die glatte Wandstufe hoch, ehe es einige Meter quer nach rechts geht. Spätestens jetzt kommt echter Genuss auf, denn die Sonne taucht die umliegenden Gipfel in ein zauberhaftes Licht. Der Weiterweg ist danach wesentlich einfacher, wenngleich oft ausgesetzt und nicht durchgehend versichert. Immer öfter machen sich nun auch der fehlende Schlaf und die bereits zurückgelegten 2000 Höhenmeter bemerkbar. An der Irmerscharte ist die Bergstation der Seilbahn so nah über einem, dass man sich bereits oben wähnt. Dennoch trennt mich hier noch eine halbe Stunde vom Gipfelglück am goldenen Kreuz. Dieses erreiche ich um 8:20 Uhr, ich stehe auf dem höchsten Punkt der Zugspitze und ganz Deutschlands. Gerade kommen die ersten Gondelfahrer oben an, viele von ihnen Jubigrat-Aspiranten. Mit mir ist ein junges Pärchen aus Südtirol oben, die in 2,5 Stunden von Ehrwald hinaufgejoggt sind. Anregende Gespräche drehen sich um Ortler und Monte Pelmo, Ziele, die auch auf meiner Wunschliste weit oben stehen.

Mein Kopf ruft mir zu: Unten wieder heil ankommen, erst dann hast Du Dein Ziel erreicht!

Für mich beginnt hier oben der lange Rückweg nach Partenkirchen. Dafür steige ich zunächst hinüber zur Bergstation mit dem Münchner Haus. Noch hält sich der Andrang stark in Grenzen. Viele Berichte erzählen vom Kulturschock, der einen hier oben überfällt. Das kann ich so nicht teilen, die Situation rund um den Massentourismus ist hinlänglich bekannt und kam erst kurz zuvor im Fernsehen. Es gibt nicht viele Berge, die derart übererschlossen sind, wie die Zugspitze. Und ehrlicherweise gönne ich jedem, an einem solch tollen Tag bei bestem Wetter und Traumsicht dort oben zu stehen. Irgendwie ist es doch auch schön, wenn ältere Menschen, oder solche mit Einschränkung auch die Chance haben, sich die Alpen von oben anzuschauen.

Landschaftlich ist der obere Abstiegsteil allerdings nicht gerade ein Kracher. Diverse Bauten passierend geht's hinab in Richtung Zugspitzplatt. Der oberste Bereich ist weiterhin seilversichert, natürlich um einiges leichter aber nach wie vor Absturzgelände. Außerdem ist das Ambiente ein Highlight für Freunde des gepflegten Bruchs, denn bei entsprechendem Andrang bröselt immer wieder was runter. Beeindruckt haben mich die ganzen Wanderer, die es geschafft haben, einen Helm bis hierher zu tragen. Bei manchen baumelt das Gerät nämlich außen am Rucksack. Steinschlag ist übrigens auf der Tour immer wieder ein Thema, allzu oft krachte und rumpelte es, vor allem im Aufstieg.

Durchhaltevermögen ist gefragt. Ich muß die Zähne zusammenbeißen.

Vom Zugspitzplatt senkt sich der Weg mit geringen Gegenanstiegen durch die Moränenlandschaft zur Knorrhütte hinab. In der netten Hütte kehre ich ein und fülle meine Trinkflasche auf. Man könnte meinen, dass abends noch eine Band auftritt. Hier herrscht wirklich Rambazamba, auch auf den Wegen unter- und oberhalb. Und ja, hier begegnet einem alles, wirklich ALLES, was man in den Bergen nicht vermutet. Ruhiger wird es erst ab der Reintalangerhütte, die ich aus Zeitgründen auslasse. Problemlos könnte man sich von Hütte zu Hütte zurück nach Partenkirchen durchfuttern. Gefühlt ist man hier ja auch wieder im Tal. Da kommt der Wegweiser "Garmisch-Partenkirchen 5h" zur Unzeit. Statt einer Einkehr setze ich die Wanderung, die mittlerweile durchaus einer Selbstgeißelung gleichkommt, fort. Der an sich schöne Wanderweg im herrlichen Reintal entlang der jungen Partnach beinhaltet immer wieder kurze Gegenanstiege, die ich als äußerst unnötig empfinde.

In der Bockhütte übermannt mich dann aber doch der Appetit, und ich gönne mir eine Suppe und ein alkoholfreies Weizen. Weitere Forstwege und Schotterstraßen und Kilometer... manoman, nimmt das denn gar kein Ende mehr? Dann endlich, der Eingang zur Partnachklamm. Hier gibt's einen Automaten und Videoüberwachung, durchschleichen daher nicht möglich, wohl aber eine Umgehung. Aber da ich die Höllentalklamm schon nur gehört und gefühlt, nicht jedoch gesehen habe, gönne ich mir wenigstens diesen Luxus noch. Zusammen mit Menschen aus aller Herren Länder genieße ich den kühlen Bummel durch die steile Felsbastion. Schade nur, dass man großteils im Tunnel läuft. Das gefällt mir in den Allgäuer Klammen an Breitach und Starzlach bedeutend besser. Am Ende der Klamm passiere ich die üblichen Fressbuden, immer noch eine halbe Stunde.

Schließlich ist die Olympiaschanze erreicht, die ich vor einer gefühlten Ewigkeit verlassen habe.

Ich war auf der Zugspitze "by fair means" und kehre mit Stolz und hoher Motivation zurück.

So steht nun auch die Zugspitze in meinem Tourenbuch, das hat mich doch sehr gelockt. Es war wirklich jede Minute wert, denn die Tour ist ein großartiges Erlebnis mit einer Vielzahl an Eindrücken.

Mein Appell für 2025: Weckt Eure Lebensgeister und nehmt die Hände aus den Hosentaschen!

Mit dem Zitat von Bill Copeland "Wenn Du Dir keine Ziele setzt, wirst Du Dein ganzes Leben damit verbringen, auf dem Feld auf und ab zu rennen, ohne jemals ein Tor zu schießen" möchte ich Euch ermuntern, etwas zu wagen im neuen Jahr 2025. Es gibt viele tolle und herausfordernde Berg- oder Streckenziele.

Eine gute mentale und körperliche Vorbereitung ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Wir bieten Euch eine Trainingsplattform im gesicherten Rahmen. Wir gehen bei jedem Wetter raus und unternehmen mit Euch lange, anstrengende Wandertouren. Ihr könnt dabei erfahren wie es ist, bei Regen, Wind und Kälte am Berg unterwegs zu sein, Ihr könnt testen wie weit Euch Eure Füße tragen und wie tauglich Eure Ausrüstung und Kleidung im harten Einsatz ist und Ihr könnt Euch im Rahmen von Gleichgesinnten austauschen.

Bestes Training - ich empfehle Euch folgende Termine in 2025:

Mit sportlichen Grüßen aus dem Schwarzwald,

Euer Matthias Schopp


Matthias Schopp ist SCHNEESCHUH Akademie Guide und Wanderbuchautor

Als erfolgreicher Autor zahlreicher Wanderführer hat er, zusammen mit Ulf Streubel, das Buch *Alpine Bergtouren Allgäuer Alpen* geschrieben, erhältlich im Rother Verlag. Dort finden Sie 50 Allgäuer Berghighlights für erfahrene Bergsteiger.

Für dieses Buch sind sie jede Tour persönlich gegangen und haben sie in den Beschreibungen mit zahlreichen nützlichen Infos und Insidertipps gespickt. Besuchen Sie Matthias Schopp auch gerne auf seiner Homepage.

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